Numab: Milliardendeal für bispezifischen Antikörper
Die Schweizer Numab Therapeutics verkauft einen weit fortgeschrittenen Antikörper für über 1 Mrd. US-Dollar an Johnson & Johnson. In der Pipeline schlummern noch weitere Rohdiamanten.
Die Schweizer Numab Therapeutics AG meldet einen milliardenschweren Assetdeal mit Johnson & Johnson. Über das kurzfristig zu gründende Spin-off Yellow Jersey Therapeutics (YJT), als derzeit noch hundertprozentige Tochtergesellschaft von Numab, erwirbt J&J 100% aller Vermögenswerte rings um NM26, einen bi-spezifischen Antikörper zur Behandlung von atopischer Dermatitis (AD). Er hatte die Phase I erfolgreich absolviert und soll demnächst in die klinische Phase II eintreten. Für diese Übernahme von YJT wird J&J einen Kaufpreis von 1,25 Mrd. US-Dollar in bar zahlen.
NM26 zielt auf IL-4Ralpha (Typ-I- und Typ-II-Rezeptoren) und IL-31 ab, um die Pathophysiologie der atopischen Dermatitis anzugehen. Der Antikörper wurde mit Hilfe der MATCH™-Technologieplattform von Numab entdeckt und entwickelt, die eine ganze Reihe von multispezifischen Antikörper-Medikamentenkandidaten hervorgebracht hat und darauf ausgerichtet ist, ideale bivalente Kombinationen in einem Molekül zu vereinigen.
Über den Verkauf freut sich auch einer der Anteilseigner an der Numab AG ganz besonders: HBM Ventures. Die Schweizer Beteiligungsgesellschaft teilt mit, dass sich basierend auf dem geschätzten Nettoerlös aus dem Verkauf von Yellow Jersey Therapeutics der „Nettoinventarwert pro HBM-Aktie“ um 8,70 Franken (+3,5%) erhöhen werde, was HBM Healthcare Investments einen Mittelzufluss von rund 78 Mio. US-Dollar beschert. Gleichzeitig betont HBM, weiterhin eine Beteiligung von rund acht Prozent an Numab Therapeutics zu halten, denn in der Pipeline des Schweizer Biotech-Unternehmens schlummern noch weitere Rohdiamanten. Auch Venturekapital-Unternehmen Forbion ist an Numab und dem Deal beteiligt.
Der bisherige Kooperationspartner für den Antikörper NM26, die japanische Kaken Pharmaceuticals, wird sowohl durch Johnson & Johnson als auch durch Numab abgefunden. Von der J&J-Tochtergesellschaft Janssen Cilag erhalten die Japaner 20 Mio. US-Dollar Upfront und können über weitere Entwicklungsmeilensteine bis zu 138 Mio. US-Dollar erhalten. Ebenso lässt sich Kaken die bisherigen Investitionen in die Partnerschaft mit Numab quasi zurückerstatten. Die Pharmafirma erhält von den Schweizern 66 Mio. US-Dollar sofort und auch von dieser Seite noch mögliche Meilensteine von bis zu 114 Mio. US-Dollar.
Numab selbst hat mit diesem Deal eine große Bestätigung für den eingeschlagenen Weg erhalten. Das 2011 gegründete Unternehmen wollte eigentlich im Bereich der Krebserkrankungen neue Meilensteine setzen. Nun ist der erste große Deal in einer anderen Indikation gelungen, die Freude darüber ungetrübt. „Wir freuen uns sehr über diese Vereinbarung mit J&J“, sagte David Urech, Ph.D., Gründer und Chief Executive Officer von Numab. „Diese Transaktion bestätigt die Leistungsfähigkeit unserer Entdeckungs- und Entwicklungsplattform und ihr Potential, mehrere neuartige multispezifische Antikörper für große, unterversorgte Patientengruppen bereitzustellen.“ Auch Urech betont, dass da noch mehr in der Pipeline schlummere: „Unsere Partnerschaftsstrategie, die von Anfang an Biopharma-Partner wie Kaken, Eisai, Boehringer Ingelheim und Ono einbezog, wird auch weiterhin der Schlüssel sein, um unsere potentiell transformativen Immunologie- und Onkologieprogramme voranzubringen.“
Große Aufmerksamkeit hatte Numab mit einer für damalige Verhältnisse gewaltigen Serie C-Finanzierung im Jahr 2021 erzeugt, als die Firma 100 Mio. Schweizer Franken einwerben konnte und sich die Verbindungen mit vielen Pharma-Veteranen wie Ex-Novartis-Chef Daniel Vasella auszuzahlen schienen. Spannend wird nun, ob der in der Phase I befindliche trifunktionale Wirkstoff NM32-2668 als Anti-ROR1/CD3/HSA-Antikörper, ebenfalls bald einen Partner findet. NM32-2668 induziert die T-Zell-vermittelte Lyse von Tumoren, die den Receptor Tyrosine Kinase Like Orphan Receptor 1 (ROR1) exprimieren. Die Bindung an humanes Serumalbumin (HSA) verlängere die Halbwertszeit des Moleküls im Blutkreislauf, laut Unternehmensangaben. Bisher hat sich diesen Rohdiamenten noch niemand geangelt.